Was haben Körper und Psyche miteinander zu tun?

Yoga FigurWer heilt, hat recht.
Im Sinne von „das Beste für den Klienten“ stimme ich dem voll und ganz zu.

Wenn dabei der Schwerpunkt auf Ganzheitlichkeit gerichtet ist, nennt sich das innerhalb der psychologischen Arbeit z.B. Körperpsychotherapie.
Körper – Geist – Seele.

Aber was ist eigentlich Körperpsychotherapie?

Es wird davon ausgegangen, dass Körper und Psyche eine untrennbare Einheit bilden. Welche individuelle Körperwahrnehmung beim aktuellen Prozesses (z.B. Gespräch, Bewegung) auftritt, ist dabei von großer Bedeutung.

Oft werde ich gefragt, ob das etwas mit Psychosomatik zu tun hat. Ja. Auch.

Charlie Brown

So sagte schon Charlie Brown von den Peanuts: „Wenn ich die Mundwinkel nach oben ziehe, ist das ganz schlecht für meine Depression.“ Ist es so einfach, zu lächeln und schon ist z.B. die depressive Verstimmung verschwunden? Nein, so ist das nicht gemeint. Für nachhaltige, heilende Aspekte bei Depressionen oder Angststörungen braucht es meist u.a. professionelle Unterstützung, Lösen von Stress und Selbstverurteilung, Gedanken überprüfen, Hinterfragen, Erkennen und Einüben von neuen Gewohnheiten. Und dabei

spielen – besonders gewohnte – körperliche Abläufe und Empfindungen eine große Rolle für die psychische Verfassung.


Diese Gewohnheiten sind meistens unbewusst. Und deshalb umso machtvoller.
Ein Beispiel:
Die hochgezogene Schulter merkt man gar nicht mehr, alle kennen einen so und es fällt oft niemandem mehr wirklich auf. Wirkung: Enge im Schultergelenk und der HWS (Halswirbelsäule), muskuläre Verspannungen – UND – du fühlst dich eher ängstlich, unter Druck, abwehrend, …

Einfach mal ausprobieren: Schultern hochziehen, Mundwinkel nach unten – wie gehts?

Deshalb ist es wichtig Körperwahrnehmungen miteinzubeziehen, wenn es um psychische Belange geht. Und auch andersrum: Es ist wichtig, die Psyche bei körperlichen Problemstellungen miteinzubeziehen.
Für Zweifler: Die permanente Verbindung von Körper und Geist wird schon länger auch von Forschungsergebnissen der Neurowissenschaft gestützt.

Die Hartnäckigkeit von Körpermustern und psychischen Mustern kenne ich auch aus eigener Erfahrung. Dabei spielten z.B. falsche Atemmuster eine Rolle. Insbesondere Yoga hat mir hier sehr geholfen. Und: immer wieder hinschauen. Wie stehe, sitze, gehe ich? Wie atme ich?

Das Beobachten ist dabei der Schlüssel zur Veränderung.

Die Gefahr dabei: sich verurteilen. „Jetzt hab ich schon wieder die Schultern oben“ im Sinne von: müsste ich längst besser wissen und besser machen. Das bringt nichts. Im Gegenteil. Lieber „aha, ich hab die Schultern wieder oben“ – wie schön, dass ich es merke, jetzt kann ich die Schultern bewusst entspannen.

Das ist ein großer Schritt und sollte nicht unterschätzt werden.

Du tust bereits unschätzbar viel für dich, wenn du beginnst, deinen Körper, deine Körperhaltung und deine Körperempfindungen möglichst neutral wahrzunehmen.

Stell dir vor du siehst dich von außen – wie sieht deine Körperhaltung aus?
Spüre in dich hinein – wie fühlt sich diese Körperhaltung an? Vielleicht gibt es nicht viel Rückmeldung für dich, vielleicht zunächst nur z.B. angestrengt. Das genügt vollkommen.

Und im zweiten Schritt schauen,

1. tut mir das, was ich da wahrnehme, gut?

2. falls nicht, welche Körperhaltung könnte ich z.B. einnehmen,  bei der ich mich besser (klarer, freier, selbstbewusster, ruhiger, lebendiger, zuversichtlicher, vertrauensvoller, gesünder, schöner, ….) fühle?
Hier gilt es einfach auszuprobieren!

3. Ausprobieren und immer wieder üben

Das alleine wird dir eine positive Veränderung bescheren. Du hast damit eine Möglichkeit gefunden, wie du dich jederzeit mit deinem Körper verbinden kannst und mit den Informationen, die da – mal mehr, mal weniger – auftauchen, etwas verändern kannst.

Es muss nicht gleich die „Erleuchtung“ sein, kleine Schritte, kleine Erkenntnisse, kleine Veränderung sind so wertvoll.

 

5 Kommentare

  1. Pingback: Warum Gedanken-Urlaub erholsamer ist als die Karibik - Sabine Kastner

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