EMDR – Psychotherapie über Augenbewegung?

Psychotherapie über Augenbewegung?
Trauma und viel mehr mit EMDR behandeln 

Die Methode EMDR funktioniert über die Bewegung der Augen.
Oft kommt von Klient/innen zunächst Unverständnis im Sinne von „Ich schaue mit den Augen hin und her und das ist alles?“

Meine Erläuterungen zu EMDR für dich zum jederzeit Nachlesen:

Was Augenbewegung und psychische Verfassung miteinander zu tun haben

Dazu ein paar kurze Beschreibung, wie sich die Verbindung Augen-Psyche zum Beispiel zeigt:

  • Im Sinne einer Wechselwirkung wirktAugenbewegung EMDR sich die psychische Verfassung auf die Augenbewegung aus und umgekehrt.
  • Je starrer die Augen desto schlechter die Verfassung, desto starrer und eingeschränkter das Denken. In der Depression sehe ich nicht mehr „bunt“, sondern „grau“.
  • Der Blick geht nicht mehr offen nach außen, sondern wendet sich vom Umfeld ab, nach unten und bleibt letztlich im düsteren oder leeren Innen hängen.
  • Oder z.B. bei Angst wird der Blick starr.
  • Frei bewegliche Augen wirken wach. Es stellt sich eher eine muntere,zugewandte, offene und lebendige psychische Verfassung ein. Wir nehmen Kontakt auf, zeigen unser Interesse und sind kreativer.

Trauma und Depression

Stark oder aktuell traumatisierte Menschen bewegen oft nur die Augen in eine Richtung, fast ohne den Kopf oder Körper mitzunehmen. Die Körperwahrnehmung ist eingeschränkt. Dies wiederum kann zur Depression führen.

Apropos Trauma

Vielleicht ist dir hierzu schon mal der Begriff „EMDR“  begegnet.

Und das stimmt, die Behandlungsmethode EMDR ist ursprünglich durch seine erfolgreiche Traumatherapie bekannt geworden.

In der Zwischenzeit wird EMDR auch bei vielen weiteren Themen erfolgreich eingesetzt, z.B.

Ängste, Phobien, Schmerzen, Allergien, Psychosomatik, Süchte oder unerwünschte Verhaltensmuster.

EMDR – ein Wundermittel in der Psychotherapie?

Mit einer Sitzung alles löschen, was belastet und schmerzt – geht das?

Naja, Wundermittel gibt es nicht – und es gibt sie doch.

Manchmal funktioniert die Behandlung mit EMDR wie am Schnürchen und schnelle Erfolge stellen sich ein, und manchmal dauert es länger. Dies hängt oft damit zusammen, ob die Belastung von einer Konditionierung oder einem alten, unbewussten Trauma herrührt.

Und es geht sowieso nicht um „Löschen“, sondern um „Integrieren“ und „neu Vernetzen“.

Als Fan effektiver Therapie, fasziniert mich EMDR immer wieder

Ein Beispiel:

Eine Klientin empfand große Belastung durch die Ablehnung, Vorwürfe und Depressionen ihrer erwachsenen Tochter. Sie fühlte sich schuldig und ohnmächtig, teilweise wie unter Schock.

Nach einer längeren EMDR Sitzung, bei der auch Tränen fließen durften, empfand sie sich als gestandene Frau mit klarem Blick und dem Bewusstsein, was sie schon alles geschafft und im gemeinsamen Leben für sich und ihre Tochter geschaffen hatte.

Ihre Körperhaltung richtete sich auf, ihr Blick wurde klar und entschlossen, Vertrauen und sogar Humor waren zurück. Mit dieser entspannten Haltung fanden wir anschließend neue Ideen, wie sie mit ihrer Tochter anders kommunizieren könnte, was diese vermutlich wirklich von ihr braucht und vor allem auch, was sie selbst braucht. Dies war der Startschuss für eine positive Veränderung in der Beziehung zwischen den beiden.

Was ist denn nun EMDR?

Eye Movement Desensitization and Reprocessing.

So heißt das Ding ausgeschrieben.

Dabei führen gelenkte Augenbewegungen zu Desensibilisierung und Verarbeitung von psychischen Belastungen im Gehirn.

Gelenkte Augenbewegungen sind nichts anderes als dass du mit den Augen den geführten Fingerbewegungen des Therapeuten folgst.

Dadurch entsteht die sog. bilaterale Stimulation, d.h. eine wechselseitige Anregung der Sinne.

Was wiederum zu einer Harmonisierung der Gehirnhälften führt und einer Art innere Umgestaltung des dysfunktional wirkenden Erlebens bewirkt.

Vergleichbar mit der REM Phase im Schlaf, die ja eine Verarbeitung von Erlebtem im Gehirn unterstützt. Im EMDR machen wir uns diese Technik der Natur bewusst zu Nutze.

Sehr hilfreich für die Arbeit mit EMDR ist, dass die bilaterale Stimulation auch ohne Augenbewegung erfolgreich durchführt werden kann.

Für manche Menschen sind die Augenbewegungen sehr unangenehm oder unmöglich. Dann greifen wir auf auditive (spezielle Musik) oder taktile (Tippen auf den Oberschenkeln) Stimulation zurück, was nicht weniger effektiv ist.

Was erwartet die Klient/innen konkret?

  1. Gemeinsam erarbeiten wir, was sich belastend und einschränkend auf das Leben der/des Klient/in auswirkt
  2. Gemeinsam finden wir die passende bilaterale Stimulation, z.B. Geschwindigkeit der Augenbewegung
  3. Wir stimmen uns auf das Thema ein, die/der Klientin nimmt einfache Bewertungen anhand einer Skala vor und wir starten mit der Reprocessing Phase (Augenbewegung)
  4. Die/der Klient/in gibt nach einigen Augenbewegungen Rückmeldung und es geht weiter im Reprocessing bis sich minimale, kleine oder auch große Veränderungen zeigen.
  5. Zu jeder Zeit hat die/der Klient/in die Möglichkeit den Prozess zu stoppen bzw. unterbrechen.
  6. Vorab wird eine Art Wohlfühl-Netz aufgebaut, das die/der Klient/in zu jeder Zeit und vor allem am Ende des Prozesse nutzen kann.
  7. Wir „verankern“ das gewünschte Erleben
  8. Auch zwischen den Sitzungen können sich bei den Klient/innen dadurch die Selbstheilungskräfte aktivieren und neue Entwicklungen in die gesunde Richtung entstehen.

Wie wirkt EMDR?

EMDR wirkt über neuronale Prozesse, also über das Nervensystem.

Durch Teilung der Aufmerksamkeit orientiert sich die Bearbeitung von belastenden Erfahrungen und Emotionen im Jetzt.

Muster werden unterbrochen und Konditionierungen aufgehoben.

Ganzheitliche Entspannung kann sich ausbreiten, die mehr Energie, Kreativität und Vertrauen zulässt.

Unsere Stärken bzw. unterstützenden Fähigkeiten werden sichtbarer und die Selbstheilungskräfte angeregt.

EMDR kann effektiv und nachhaltig wirken

Die Arbeit mit EMDR ist effektiv und nachhaltig und kann tatsächlich schnelle Therapieerfolge nach sich ziehen. Ganz so einfach mit der einzigen Turbo-Sitzung ist es natürlich nicht immer.

Es kommt auf verschiedene Faktoren an und diese lassen sich nicht immer vorhersehen.

Auch ist EMDR nicht für alle Klient/innen die richtige Therapieform.

Sofern jedoch keine Kontraindikationen vorliegen, ist EMDR in jedem Fall eine erfolgsversprechende Möglichkeit für die Behandlung psychischer bzw. auch körperlicher Themen mit psychogenem Anteil.

So nutzen wir die Verbindung der Augenbewegungen zum Gehirn, werden entspannter und starten den psychischen Heilungsprozess.

Das wünsche ich allen.

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