Kategorie: Blog

EMDR – Psychotherapie über Augenbewegung?

Psychotherapie über Augenbewegung?
Trauma und viel mehr mit EMDR behandeln 

Die Methode EMDR funktioniert über die Bewegung der Augen.
Oft kommt von Klient/innen zunächst Unverständnis im Sinne von „Ich schaue mit den Augen hin und her und das ist alles?“

Meine Erläuterungen zu EMDR für dich zum jederzeit Nachlesen:

Was Augenbewegung und psychische Verfassung miteinander zu tun haben

Dazu ein paar kurze Beschreibung, wie sich die Verbindung Augen-Psyche zum Beispiel zeigt:

  • Im Sinne einer Wechselwirkung wirktAugenbewegung EMDR sich die psychische Verfassung auf die Augenbewegung aus und umgekehrt.
  • Je starrer die Augen desto schlechter die Verfassung, desto starrer und eingeschränkter das Denken. In der Depression sehe ich nicht mehr „bunt“, sondern „grau“.
  • Der Blick geht nicht mehr offen nach außen, sondern wendet sich vom Umfeld ab, nach unten und bleibt letztlich im düsteren oder leeren Innen hängen.
  • Oder z.B. bei Angst wird der Blick starr.
  • Frei bewegliche Augen wirken wach. Es stellt sich eher eine muntere,zugewandte, offene und lebendige psychische Verfassung ein. Wir nehmen Kontakt auf, zeigen unser Interesse und sind kreativer.

Trauma und Depression

Stark oder aktuell traumatisierte Menschen bewegen oft nur die Augen in eine Richtung, fast ohne den Kopf oder Körper mitzunehmen. Die Körperwahrnehmung ist eingeschränkt. Dies wiederum kann zur Depression führen.

Apropos Trauma

Vielleicht ist dir hierzu schon mal der Begriff „EMDR“  begegnet.

Und das stimmt, die Behandlungsmethode EMDR ist ursprünglich durch seine erfolgreiche Traumatherapie bekannt geworden.

In der Zwischenzeit wird EMDR auch bei vielen weiteren Themen erfolgreich eingesetzt, z.B.

Ängste, Phobien, Schmerzen, Allergien, Psychosomatik, Süchte oder unerwünschte Verhaltensmuster.

EMDR – ein Wundermittel in der Psychotherapie?

Mit einer Sitzung alles löschen, was belastet und schmerzt – geht das?

Naja, Wundermittel gibt es nicht – und es gibt sie doch.

Manchmal funktioniert die Behandlung mit EMDR wie am Schnürchen und schnelle Erfolge stellen sich ein, und manchmal dauert es länger. Dies hängt oft damit zusammen, ob die Belastung von einer Konditionierung oder einem alten, unbewussten Trauma herrührt.

Und es geht sowieso nicht um „Löschen“, sondern um „Integrieren“ und „neu Vernetzen“.

Als Fan effektiver Therapie, fasziniert mich EMDR immer wieder

Ein Beispiel:

Eine Klientin empfand große Belastung durch die Ablehnung, Vorwürfe und Depressionen ihrer erwachsenen Tochter. Sie fühlte sich schuldig und ohnmächtig, teilweise wie unter Schock.

Nach einer längeren EMDR Sitzung, bei der auch Tränen fließen durften, empfand sie sich als gestandene Frau mit klarem Blick und dem Bewusstsein, was sie schon alles geschafft und im gemeinsamen Leben für sich und ihre Tochter geschaffen hatte.

Ihre Körperhaltung richtete sich auf, ihr Blick wurde klar und entschlossen, Vertrauen und sogar Humor waren zurück. Mit dieser entspannten Haltung fanden wir anschließend neue Ideen, wie sie mit ihrer Tochter anders kommunizieren könnte, was diese vermutlich wirklich von ihr braucht und vor allem auch, was sie selbst braucht. Dies war der Startschuss für eine positive Veränderung in der Beziehung zwischen den beiden.

Was ist denn nun EMDR?

Eye Movement Desensitization and Reprocessing.

So heißt das Ding ausgeschrieben.

Dabei führen gelenkte Augenbewegungen zu Desensibilisierung und Verarbeitung von psychischen Belastungen im Gehirn.

Gelenkte Augenbewegungen sind nichts anderes als dass du mit den Augen den geführten Fingerbewegungen des Therapeuten folgst.

Dadurch entsteht die sog. bilaterale Stimulation, d.h. eine wechselseitige Anregung der Sinne.

Was wiederum zu einer Harmonisierung der Gehirnhälften führt und einer Art innere Umgestaltung des dysfunktional wirkenden Erlebens bewirkt.

Vergleichbar mit der REM Phase im Schlaf, die ja eine Verarbeitung von Erlebtem im Gehirn unterstützt. Im EMDR machen wir uns diese Technik der Natur bewusst zu Nutze.

Sehr hilfreich für die Arbeit mit EMDR ist, dass die bilaterale Stimulation auch ohne Augenbewegung erfolgreich durchführt werden kann.

Für manche Menschen sind die Augenbewegungen sehr unangenehm oder unmöglich. Dann greifen wir auf auditive (spezielle Musik) oder taktile (Tippen auf den Oberschenkeln) Stimulation zurück, was nicht weniger effektiv ist.

Was erwartet die Klient/innen konkret?

  1. Gemeinsam erarbeiten wir, was sich belastend und einschränkend auf das Leben der/des Klient/in auswirkt
  2. Gemeinsam finden wir die passende bilaterale Stimulation, z.B. Geschwindigkeit der Augenbewegung
  3. Wir stimmen uns auf das Thema ein, die/der Klientin nimmt einfache Bewertungen anhand einer Skala vor und wir starten mit der Reprocessing Phase (Augenbewegung)
  4. Die/der Klient/in gibt nach einigen Augenbewegungen Rückmeldung und es geht weiter im Reprocessing bis sich minimale, kleine oder auch große Veränderungen zeigen.
  5. Zu jeder Zeit hat die/der Klient/in die Möglichkeit den Prozess zu stoppen bzw. unterbrechen.
  6. Vorab wird eine Art Wohlfühl-Netz aufgebaut, das die/der Klient/in zu jeder Zeit und vor allem am Ende des Prozesse nutzen kann.
  7. Wir „verankern“ das gewünschte Erleben
  8. Auch zwischen den Sitzungen können sich bei den Klient/innen dadurch die Selbstheilungskräfte aktivieren und neue Entwicklungen in die gesunde Richtung entstehen.

Wie wirkt EMDR?

EMDR wirkt über neuronale Prozesse, also über das Nervensystem.

Durch Teilung der Aufmerksamkeit orientiert sich die Bearbeitung von belastenden Erfahrungen und Emotionen im Jetzt.

Muster werden unterbrochen und Konditionierungen aufgehoben.

Ganzheitliche Entspannung kann sich ausbreiten, die mehr Energie, Kreativität und Vertrauen zulässt.

Unsere Stärken bzw. unterstützenden Fähigkeiten werden sichtbarer und die Selbstheilungskräfte angeregt.

EMDR kann effektiv und nachhaltig wirken

Die Arbeit mit EMDR ist effektiv und nachhaltig und kann tatsächlich schnelle Therapieerfolge nach sich ziehen. Ganz so einfach mit der einzigen Turbo-Sitzung ist es natürlich nicht immer.

Es kommt auf verschiedene Faktoren an und diese lassen sich nicht immer vorhersehen.

Auch ist EMDR nicht für alle Klient/innen die richtige Therapieform.

Sofern jedoch keine Kontraindikationen vorliegen, ist EMDR in jedem Fall eine erfolgsversprechende Möglichkeit für die Behandlung psychischer bzw. auch körperlicher Themen mit psychogenem Anteil.

So nutzen wir die Verbindung der Augenbewegungen zum Gehirn, werden entspannter und starten den psychischen Heilungsprozess.

Das wünsche ich allen.

Auferstehen oder der Tag, der auf die Nacht folgt

Gedanken wechseln die Richtung

Auferstehung.

In wenigen Tagen ist Ostern.

Ich weiß noch als die kleine Tochter der Nachbarn zu Ostern keine Süßigkeiten wollte und ganz traurig war: Im Kindergarten hatten sie die Geschichte vom gekreuzigten Jesus wohl etwas zu bildhaft besprochen. Da half auch das mit dem Auferstehen nichts mehr.

Dabei beschreibt die Auferstehung Jesu das Tröstliche schlechthin. Auch nach der schlimmsten Zeit, der größten Angst, und selbst nach dem Tod – es ist nicht das Ende. Egal wie tief der Abgrund sein mag, es geht weiter. Vielleicht besser als je zuvor.
Immer kann es einen Neubeginn geben.

Dem kleinen Mädchen wurde dann (auch sehr bildhaft) nochmal von der Auferstehung erzählt, mit all dem Trost und der Hoffnung darin. Das überzeugte sie und die Ostereier-Suche konnte losgehen.

Neben der religiösen Überlieferung ist die Zeit um Ostern auch eine Auferstehung der Natur. Nach einem langen Winter, in dem es in Vor-Supermarkt-Zeiten wenig zu essen gab, beginnt die Natur zu spriessen und Essbares tritt zu Tage. Alles beginnt neu.

Neubeginn

Nicht nur im Frühling, nicht nur zu Ostern, erlebe ich den Wunsch nach Neubeginn in meiner Praxis: Viele Menschen sehnen sich danach, neu und anders zu leben. Sie wünschen sich etwas „weg“, wissen aber meist nicht, was genau stattdessen „her“ soll. Hinzu kommt die Sicherheit des Gewohnten, die man behalten will und die oft das Verhalten bestimmt.

Das ist verständlich und sollte unbedingt gewürdigt werden.

Wir verlassen nun mal nicht gern einfach so unser Haus, auch wenn wir uns darin nicht mehr wohl fühlen, es reinregnet und der Wind durch Ritzen pfeift. Wir packen ungern unsere Sachen und stellen uns dem Sturm draußen. Vor allem dann, wenn wir keine Ahnung haben, wie dieses neue Haus aussehen soll und nicht sicher sind, ob wir es finden. Bisheriges Haus und Umfeld, so zerfallen es sein mag, wir kennen es und finden uns dort zurecht (wenn auch nur halbwegs).

Und so sind wir oft erst dann für wirkliche Veränderung bereit, wenn der Stress schon groß ist, die Einschätzung der eigenen Lage immer schlechter wird, und wir uns eben nicht mehr „im Haus zurechtfinden“. Um aus unseren Tälern rauszukommen, uns zu verändern, neue Gewohnheiten zu etablieren und manches loszulassen – quasi aufzuerstehen – müssen wir meist bewusst etwas dafür tun.

Aber was?

Vor vielen Jahren haben mir meine eigenen Erfahrungen die Wirksamkeit der Gedanken und die damit einhergehenden Geschichten bewiesen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Gedanken und Geschichten als Gamechanger

Damals kannte ich Nächte, in denen ich kein Auge zugetan habe. Und dabei meine ich nicht mal die Nächte, die den Tagen folgten, in denen ich lebensverändernde Einschnitte wie den Abschied von lieben Menschen zu verkraften hatte.

Ich meine Nächte, in denen mein Geist hyperaktiv war und mich trotz großer Müdigkeit nicht schlafen ließ. In wenigen dieser Nächte war mein Verstand beschäftigt mit freudiger Erwartung auf den nächsten Tag oder mit höchster Zufriedenheit mit mir selbst. In keiner dieser Nächte.

Womit also war mein Verstand während der quälenden Schlaflosigkeit beschäftigt?

Kurz gesagt: ich bewertete.

Und zwar gnadenlos negativ. Mich selbst. Die Umstände. Andere. Die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft.

Ich wertete ab, und ich haderte.

Hätte ich doch nicht. Oder hätte ich doch. Wäre dies oder das anders gewesen. Was passiert, wenn …Dies und das ist falsch, schlecht, schlimm, gemein, unsicher, angstmachend. Der oder die hätte anders sein sollen, müsste etwas tun oder nicht tun, wird mir Ärger machen. Es darf nicht sein, dass …

Ich schoß mich also auf irgendwelche „Geschichten“ in meinem Kopf ein – über mich, andere, das Leben. Und je dunkler und länger die Nacht, desto dunkler waren auch meine Gedanken.

Denn eines sind unsere Gedanken: Geschichten.

Geschichten, bestehend aus Worten und vor allem aus (inneren) Bildern, die entscheidend unser Empfinden und unser Verhalten beeinflussen. So selbstverständlich sind diese Geschichten für uns – es ist zur Gewohnheit geworden ist, wir bemerken dies gar nicht mehr.
Es denkt sich von selbst.

Eine Zeitlang stand ich nach solchen Nächten also unausgeschlafen und psychisch verkatert auf. Keine gute Kombination für einen erfolgreichen, freudvollen und zufriedenen Tag.

Außer…

Ich hatte das Glück, bereits in eben diesen jungen Jahren „Mini-Erleuchtungen“ zu erleben. Kleine Lichter, die mir quasi über Nacht aufgingen. Vielleicht kennst du das ja auch?
Dann war es nach schlaflosen Nächten wie von Zauberhand vollkommen anders.

Ich stand auf und war frei.

Solche Erlebnisse empfand ich schon seit jeher als kleine Auferstehungen. Meine Bewusstheit hatte sich erweitert und trotz Müdigkeit empfand ich den folgenden Tag als großes Geschenk. Ich hatte begonnen meine Geschichten zu ändern.

Über mein Leben, über mich, meine Vergangenheit und Zukunft. Ich beleuchtete meine Herkunft, meine emotionalen Erfahrungen und Hintergründe und gab diesem Licht eine neue Farbe. So klärte sich mein Blick auf das Leben und machte den Vorhang frei für eine neue Sichtweise, neue Gefühle und neue Verhaltensweisen. Wie nach einem langen Winter die fruchtbare Natur mit ihren essbaren Schätzen folgt, folgte bei mir nach solchen Nächten, immer öfter der Schatz einer neuen Bewusstheit.

Gnade oder hilfreiche Möglichkeit für alle

Später fragte ich mich, ob diese Erlebnisse eine unwillkürliche Gnade waren – oder, ob sie  reproduzierbar sind.

Die Antwort ist:

Ja sind sie!

Denn glaub mir, Veränderungen sind nicht nur Gnade, sondern wir selbst haben Einfluss darauf. Es fühlte sich so an, wie eine Mini-Erleuchtung oder Auferstehung, was ich aber tatsächlich dazu beitrug war vor allem eines: ich verschaltete meine Gehirnzellen neu, indem ich den gewohnten Denkautomatismus unterbrach und vollkommen neue Gedanken zuließ.

Geben wir also den Geschehnissen und Gedanken nicht immer und immer wieder dieselbe negative Bedeutung. Erzähle dir andere „Geschichten“, die dich stärken und beruhigen, beleben und anfeuern, dich sowohl dir als auch dem Leben gegenüber freundlich stimmen. Das hat mit zwanghaft positivem Denken oder sich etwas vormachen nichts zu tun. Vielmehr schaust du in mehrere Richtungen, nicht nur in eine. In einer anderen Blick-Richtung gibt es dann eben auch andere Geschichten.

Die Kunst besteht darin, sich an diese Möglichkeit zu erinnern und – es zu tun, immer wieder zu üben und dabei zu bleiben. Für deine Geschichten (Gedanken, inneren Bilder) immer mehr die Richtung zu wählen, die dich stärkt und dir gut tut.

Ich weiß, das geht nicht ganz von selbst. Aber gerade jetzt lohnt es sich, denn die Zeit um Ostern ist energetisch ein gutes Sprungbrett für Neues.

Du hältst mir entgegen, dass bei deinen Problemen keine Richtungsänderung der Gedanken und keine neuen Geschichten möglich sind? Das verstehe ich gut. Daher ein Phänomen als Beispiel:

Wer schon mal verliebt war, kennt es:  Wir sehen die Welt plötzlich heller. Bisherige Tatsachen wie die anstrengende Arbeit, der nervige Nachbar, das schlechte Wetter, womöglich auch körperliche Schmerzen oder bewusste Traumata können sich freundlicher, weniger belastend anfühlen oder sogar verschwinden. Obwohl die Tatsachen ja eigentlich bleiben wie sie sind.

Hoffnung und Wege

Dem kleinen Nachbarskind wurde aus der Auferstehungsgeschichte schließlich etwas sehr Hoffnungsvolles und Tröstliches mitgegeben: Alles wird gut, sogar nach dem Tod kommen wir irgendwie heil und ganz aus der Sache raus.

Ostern gibt uns Hoffnung.

Wenn wir wollen.

Hoffnung auf Unendlichkeit und auf die dauerhafte Möglichkeit des Neubeginns.

Der Blick nach innen ist der erste Schritt – was suchst, brauchst, möchtest du wirklich? Was erzählst du dir selbst den lieben langen Tag? Damit du dich sogar ab und zu bei Wind und Regen aus dem viel zu eng gewordenen Haus traust, ist es gut, wenn du darauf Antworten findest, oder zumindest Ahnungen.

Aber Vorsicht, es kann sein, dass du dich verliebst – ins Leben und in deine kleinen und größeren „Auferstehungen“.

©2023 Sabine Kastner

Schreib mir bitte gerne in die Kommentare!

 

 

Wie wir mit unseren Bewertungen daneben liegen können – Geschichte und Übung

Sich aufregen oder locker bleiben? Mist oder Glück. Gut oder schlecht…

Du bewertest nicht.
Weil du tolerant bist.
Weil du gehört hast, dass Bewertungen schlecht sind.
Echt?
Ist das nicht auch eine Bewertung?

Hier eine kleine Geschichte (kurz und frei nach Ajahn Brahm)

„Gut oder Schlecht? Wer weiß das schon?“
oder wie wir mit unseren Bewertungen daneben liegen können

 

“Es war einmal…ein König, der hatte sich in den Finger geschnitten. Er ließ sich von seinem Leibarzt behandeln. Sorgenvoll und ungeduldig erkundigte er sich bei seinem Arzt, ob die Verletzung bald wieder gut sein würde. „Gut? Schlecht? Wer weiß das schon?“, antwortete der Arzt. Nun ja, blöd gelaufen, würde man sagen, denn: Die Wunde infizierte sich. Der schleunigst herbeigerufene Leibarzt behandelte die Wunde sorgfältig, reinigte, desinfizierte, trug eine Salbe auf und wechselte den Verband. „Aber das wird auch wirklich wieder gut?“, fragte der König.  „Gut? Schlecht? Wer weiß das schon?“, antwortete der Arzt auch diesmal. Zugegeben, das nervte den König schon etwas. Ohne dass der Arzt etwas tun konnte, wurde die Entzündung innerhalb der nächsten Tage so schlimm, dass der Finger amputiert werden musste. Der Zorn des Königs auf  seinen Leibarzt war groß und er ließ ihn in den Kerker bringen. Der König wollte wissen, ob es dem Arzt nun hoffentlich so schlecht erginge wie ihm selbst, da antwortete der Arzt: „Gut? Schlecht? Wer weiß das schon?“. Der König zweifelte am Verstand des Arztes. Diesem Irren hatte er seine Gesundheit anvertraut! Nach Heilung der Amputation-Wunde begab sich der König wieder mal auf die Jagd. Dabei verirrte er sich allein im Wald und wurde von  Angehörigen eines Eingeborenenstammes gefangen genommen. Sie wollten ihn ihrem Gott als Opfer darbringen. Kurz vor seiner Tötung entdeckten sie den fehlenden Finger. So war er als Opfer nicht perfekt genug für ihren Gott und er durfte gehen. Im Palast zurück ließ der König den Arzt frei. Er teilte ihm mit, seine Weisheit erkannt zu haben und entschuldigte sich bei ihm für die schlechten Tage im Kerker. Darauf entgegnete der Arzt: „Wäre ich nicht im Kerker gewesen, wäre ich ebenfalls auf der Jagd gewesen und wäre möglicherweise ebenfalls gefangen genommen worden. Und im Gegensatz zu euch habe ich noch alle meine Finger. Damit wäre ich das perfekte Opfer gewesen.“

Mist oder Glück. Wissen wir es? Oder lassen wir es in den Sternen stehen?

Eine Übung für alle, die es wissen wollen.

Ich lade dich ein, diese Übung schriftlich zu machen.

Erinnere dich und notiere alles, was dir zu folgenden Fragen einfällt:

 

 

  1. Wann hast du heute oder die letzten Tage etwas als falsch bewertet? Situationen, Ereignisse, Verhaltensweisen von anderen, Verhaltensweisen von dir selbst, Gefühle, Gedanken etc.
  2. Wie geht es dir damit? Was fühlst und denkst du, wenn du dies so bewertest?
  3. Kannst du sicher sein, dass deine Bewertung stimmt? 
  4. Welche Möglichkeit gäbe es stattdessen, das jeweilige einzuschätzen?
  5. Versuche jegliche negative Bewertung komplett wegzulassen. Was fühlst du?
    z.B. Ärger, weil dir deine Bewertung wichtig ist?
    Entspannung, weil deine Bewertung Stress verursacht hat?
    ….
  6. Schenke deiner Wahrnehmung ein Lächeln und wende dich wieder Ihrem Alltagsgeschehen zu.

Das ist alles. Und doch so viel.

Danke für`s Lesen, Üben, Offen sein. 

Hier den Newsletter abonnieren und auf dem Laufenden bleiben. 

 

 

Warum Gedanken-Urlaub erholsamer ist als die Karibik

Gedanken.

Jeder hat sie. 

Aber so viele? Und welche sind das eigentlich? 

Wir denken ca. 60.000 Gedanken pro Tag – laut gängigen Forschungen.

Das wäre ja angenehm und gesund, wenn all diese Gedanken aufbauend wären. 

Aber das trifft nur auf ca.  3% von 60.000 zu!

Laut Forschung sind 70% der Gedanken flüchtig und nebensächlich. 27% negativ und destruktiv. Und lediglich 3% positiv, aufbauend, konstruktiv, kreativ

Die meisten Gedanken sind also unbewusst und negativ.

Ein Gedanke ist schnell da. Ein simples Beispiel – vor Verlassen des Hauses:
„Wo sind diese Schuhe…” 

Gedankenkarussell macht Stress

Gerade flüchtige Gedanken rutschen eher ins Negative, wenn man nicht aufpasst. Es entsteht ein neues Gedankenkarussell. Und am Ende schlechte Laune, Stress.

Ein Beispiel.

Abwertende, negative, stressmachende Gedanken zum „Schuh-Beispiel“ (wo sind diese Schuhe?)

  • – Oh je andere Schuhe gehen gar nicht
  • – dann muss ich mein Outfit wechseln
  • – fühle mich doch heute eh schon nicht wohl
  • – nicht mal das schaffe ich
  • – auch das noch
  • – dauernd klappt irgendwas nicht
  • – ich habe mein Leben nicht im Griff…

Was folgt ist sicher kein wohliges Gefühl, eher Druck, Ärger, Unsicherheit, Frust, Stress

Und das wegen ein Paar Schuhen…

Übung:
Finde doch zum oben genannten Schuh-Beispiel mal ein paar mögliche aufbauende Gedanken. Die gibt`s.

Anderes Beispiel zum Gedankenkarussell

Die Kollegin hat mich am Morgen scheinbar mürrisch gegrüsst.

Negative Gedanken könnten sein:

  • die grüßt so komisch, das liegt an mir
  • die mag mich nicht
  • keiner mag mich
  • ich habe bestimmt etwas falsch gemacht
  • spinnt die, mir so den Morgen zu versauen
  • da hab ich gleich gar keine Lust mehr auf meinen Morgenkaffee im Büro und auf die Arbeit sowieso nicht
  • ich kündige…

Aufbauende Gedanken könnten sein: 

  • die war aber in Eile
  • vielleicht Stress zu Hause
  • so Schlechte-Laune-Tage kenn ich
  • ich kann sie ja später mal fragen, was los ist
  • und evtl. Hilfe anbieten
  • jetzt freue ich mich auf meinen Tag und einen Morgenkaffee
  • immer schön locker bleiben…

Was fühlt sich besser an? Und was glaubst du, wie oft du in die negative Gedankenspirale rutschst?

Und das, ganz ohne es zu merken!

Übrigens:
Die eigenen Empfindungen und Gedanken wahrzunehmen, sich liebevoll ernst zu nehmen – ist etwas ganz anderes als sich vom unbewussten, negativen Gedankenkarussell einlullen zu lassen!

Besonders unbewusste, negative Gedanken wirken sich nicht nur schädlich auf die Stimmung aus.

Negative Gedanken wirken sich auch auf den Körper aus.


Übung:

Bitte einfach mal denken „ich bin häßlich“ oder „mir ist alles zu viel“.

Und dann zum Vergleich: „ich bin schön und stark“ oder „alles schön nacheinander – das klappt bestimmt“

Was machen diese Sätze/Gedanken mit deiner Körperhaltung? Gibt es einen Unterschied in den Körperempfindungen? 

Wenn du dir wirklich Zeit dafür nimmst und dich wirklich reinversetzen konntest, wirst du den Unterschied merken. 

Und die Körperhaltung wirkt sich wiederum auf die Stimmung aus (hier meinen Artikel dazu).

Urlaub vom Denken ist erholsam und gesund.

Darum behaupte ich, dass

  • z.B. ein Karibik-Urlaub mit unbewussten oder bewussten negativen Gedanken (weil wir es es ja so gewohnt sind…!)
  • niemals so erholsam, erfrischend und gesund sein kann wie
  • ein Urlaub vom Gedankenkarussell

Der Urlaub vom Gedankenkarussell kann stattfinden

auf dem Balkon, im Garten, in der Küche, in der Garage, im Bett, im Bad, im Büro, in der Praxis, auf der Baustelle, im Auto,…

ja genau, überall

Und fühlt sich an wie der leere und glückliche Blick aufs Meer.

Aber wo buchst du/buchen Sie deinen/Ihren Gedanken-Urlaub?

Gerne bei mir in der Praxis und im Yoga

Oder ganz einfach bei sich selbst!

Übrigens: Ich habe nichts gegen Urlaub in der Karibik 🙂

 

 

Was haben Körper und Psyche miteinander zu tun?

Yoga FigurWer heilt, hat recht.
Im Sinne von “das Beste für den Klienten” stimme ich dem voll und ganz zu.

Wenn dabei der Schwerpunkt auf Ganzheitlichkeit gerichtet ist, nennt sich das innerhalb der psychologischen Arbeit z.B. Körperpsychotherapie.
Körper – Geist – Seele.

Aber was ist eigentlich Körperpsychotherapie?

Es wird davon ausgegangen, dass Körper und Psyche eine untrennbare Einheit bilden. Welche individuelle Körperwahrnehmung beim aktuellen Prozesses (z.B. Gespräch, Bewegung) auftritt, ist dabei von großer Bedeutung.

Oft werde ich gefragt, ob das etwas mit Psychosomatik zu tun hat. Ja. Auch.

Charlie Brown

So sagte schon Charlie Brown von den Peanuts: „Wenn ich die Mundwinkel nach oben ziehe, ist das ganz schlecht für meine Depression.“ Ist es so einfach, zu lächeln und schon ist z.B. die depressive Verstimmung verschwunden? Nein, so ist das nicht gemeint. Für nachhaltige, heilende Aspekte bei Depressionen oder Angststörungen braucht es meist u.a. professionelle Unterstützung, Lösen von Stress und Selbstverurteilung, Gedanken überprüfen, Hinterfragen, Erkennen und Einüben von neuen Gewohnheiten. Und dabei

spielen – besonders gewohnte – körperliche Abläufe und Empfindungen eine große Rolle für die psychische Verfassung.


Diese Gewohnheiten sind meistens unbewusst. Und deshalb umso machtvoller.
Ein Beispiel:
Die hochgezogene Schulter merkt man gar nicht mehr, alle kennen einen so und es fällt oft niemandem mehr wirklich auf. Wirkung: Enge im Schultergelenk und der HWS (Halswirbelsäule), muskuläre Verspannungen – UND – du fühlst dich eher ängstlich, unter Druck, abwehrend, …

Einfach mal ausprobieren: Schultern hochziehen, Mundwinkel nach unten – wie gehts?

Deshalb ist es wichtig Körperwahrnehmungen miteinzubeziehen, wenn es um psychische Belange geht. Und auch andersrum: Es ist wichtig, die Psyche bei körperlichen Problemstellungen miteinzubeziehen.
Für Zweifler: Die permanente Verbindung von Körper und Geist wird schon länger auch von Forschungsergebnissen der Neurowissenschaft gestützt.

Die Hartnäckigkeit von Körpermustern und psychischen Mustern kenne ich auch aus eigener Erfahrung. Dabei spielten z.B. falsche Atemmuster eine Rolle. Insbesondere Yoga hat mir hier sehr geholfen. Und: immer wieder hinschauen. Wie stehe, sitze, gehe ich? Wie atme ich?

Das Beobachten ist dabei der Schlüssel zur Veränderung.

Die Gefahr dabei: sich verurteilen. “Jetzt hab ich schon wieder die Schultern oben” im Sinne von: müsste ich längst besser wissen und besser machen. Das bringt nichts. Im Gegenteil. Lieber “aha, ich hab die Schultern wieder oben” – wie schön, dass ich es merke, jetzt kann ich die Schultern bewusst entspannen.

Das ist ein großer Schritt und sollte nicht unterschätzt werden.

Du tust bereits unschätzbar viel für dich, wenn du beginnst, deinen Körper, deine Körperhaltung und deine Körperempfindungen möglichst neutral wahrzunehmen.

Stell dir vor du siehst dich von außen – wie sieht deine Körperhaltung aus?
Spüre in dich hinein – wie fühlt sich diese Körperhaltung an? Vielleicht gibt es nicht viel Rückmeldung für dich, vielleicht zunächst nur z.B. angestrengt. Das genügt vollkommen.

Und im zweiten Schritt schauen,

1. tut mir das, was ich da wahrnehme, gut?

2. falls nicht, welche Körperhaltung könnte ich z.B. einnehmen,  bei der ich mich besser (klarer, freier, selbstbewusster, ruhiger, lebendiger, zuversichtlicher, vertrauensvoller, gesünder, schöner, ….) fühle?
Hier gilt es einfach auszuprobieren!

3. Ausprobieren und immer wieder üben

Das alleine wird dir eine positive Veränderung bescheren. Du hast damit eine Möglichkeit gefunden, wie du dich jederzeit mit deinem Körper verbinden kannst und mit den Informationen, die da – mal mehr, mal weniger – auftauchen, etwas verändern kannst.

Es muss nicht gleich die “Erleuchtung” sein, kleine Schritte, kleine Erkenntnisse, kleine Veränderung sind so wertvoll.